Der Lagerungsversuch nach dieser Norm dient dazu, das Verhalten von Kunststoff-Fertigteilen (Formteilen) bei gleichzeitigem Einwirken thermischer und äusserer mechanischer Beanspruchung zu ermitteln. Die thermische Beanspruchung kann durch Temperaturen über und unter 0 grad C verursacht werden. Das Verhalten von Fertigteilen ist nicht nur von der verwendeten Formmasse abhängig, sondern auch beeinflusst von der konstruktiven Gestaltung und den Herstellungsbedingungen des Fertigteils. Deshalb bieten die bekannten Verfahren zur Bestimmung der Wärmeformbeständigkeit an Formstoffen (Vicat-Erweichungstemperatur nach DIN 53 460, Formbeständigkeit in der Wärme nach Martens nach DIN 53 458 und nach ISO/R 75 nach DIN 53 461) in den meisten Fällen keine ausreichenden Hinweise auf das Verhalten von Fertigteilen in der Wärme. Das Verhalten von Fertigteilen wird charakterisiert durch die Änderung von Abmessungen, Massen (Gewichten), Aussehen u. a. Weiterhin können Änderungen durch direktes oder indirektes Messen von Kräften und Momenten festgestellt werden. Der Lagerungsversuch kann z.B. mit folgenden Zielsetzungen durchgeführt werden: a) Werkstoffauswahl, d.h. welche Formmassen für ein bestimmtes Fertigteil in Frage kommen können. b) Ermittlung des Einflusses von Gestalt und Verarbeitung auf das Verhalten des Fertigteils bei vorgegebenem Werkstoff, c) Fertigungskontrolle, d.h ob das Verhalten von Fertigteilen aus der laufenden Fertigung mit demjenigen des Freigabemusters übereinstimmt. Die Prüfbedingungen sollen in ihrer Beanspruchungsart und Grösse weitgehend den Beanspruchungen entsprechen, denen das Formteil im Gebrauch ausgesetzt ist. Das Ergebnis dieses Lagerungsversuches kann benutzt werden, eine Fertigteilbeständigkeit in der Wärme, d.h. die Beanspruchbarkeitdurch Wärme während einer Zeitspanne zu ermitteln, der das Fertigteil den in einer Norm für das Erzeugnis oder in technischen Lieferbedingungen festgelegten Prüfbedingungen standhält, ohne dass eine ebenfalls dort festgelegte zulässige Änderung von Abmessungen, Massen (Gewichten), Aussehen u.a. über- bzw. unterschritten wird. Axt und Grösse der zulässigen Veränderung müssen in Zusammenhang mit der Fertigteilbeständigkeit vereinbart werden. Da neben der einwirkenden Beanspruchung, der Beanspruchungsdauer und -temperatur auch die Umweltbedingungen das Verhalten und besonders das Langzeitverhalten der Kunststoffe beeinflussen, sind diese Einflüsse bei übertragen der Prüfergebnisse auf die Praxis zu beachten. Zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Fertigteilen in der Wärme sind neben dem Lagerungsversuch nach dieser Norm im allgemeinen noch andere Prüfungen erforderlich (siehe Hinweise auf weitere Normen).